Die Königinnenzucht


Die Königinnenzucht und -vermehrung ist ein weiteres Standbein meiner Imkerei. Die Vermehrung ist eine aufwendige aber auch lohnende und interessante Geschichte. Hierfür schröpfe ich Völker oder etabliere sie als Pflegevölker. Denn für die Vermehrung brauche ich Bienenmasse, die ich teilweise schon recht früh benötige, da meine Kunden gerne schon im Mai möglichst begattete Königinnen haben wollen. Als Begattungskästchen favorisiere ich Mehrwabenkästchen. Nur bei den Königinnen, die auf die Inselbelegstelle geschickt werden, benutze ich noch die dort verlangten Einwabenkästchen. Den Aufwand für die künstliche Besamung betreibe ich nicht, nutze aber gelegentlich Angebote von Lohnbesamern. So sind meine Verkaufsköniginnen zumeist standbegattet oder von der Landbelegstelle Ebeskopf, unbegattet oder inselbegattet (bitte zeitig vorbestellen!). Oft sind standbegattete Königinnen den Königinnen, die auf den Inseln oder Belegstellen begattet wurden, ebenbürtig und Unterschiede oft nur marginal. Zuweilen ist hier an gelben Hinterleibsringen zu erkennen, dass auch andere als reine Carnicadrohnen zum Zuge kamen.

Die Königin ist der Motor im Volk. Junge Königinnen bauen in aller Regel leistungsstarke Völker auf und wenn sie dann auch noch Friedfertigkeit, Leistungsfähigkeit, Schwarmträgheit und auch eine gewisse Robustheit gegen Krankheiten und insbesondere gegenüber der Varroa mit sich bringen, dann macht das Imkern richtig Freude! Daher ist eine regelmäßige Verjüngung mit jungen Königinnen, die gute Eigenschaften weitervererben, sehr zweckmäßig. Ich bemühe mich ab etwa Mitte Mai reichlich junge Königinnen in Eilage zu haben. Trotzdem kann es sein, dass ich nicht immer umgehend liefern kann. Unbegattete Königinnen und insbesondere Inselköniginnen bitte ich zeitig vorzubestellen.

Der Vermehrung vorran geht die Selektion, die eigentliche Zuchtarbeit. Diese Arbeit wird schon länger unter dem Dach des DIB koordiniert und bekam 2003 mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht eine klarere Richtung und Unterstützung. Zu den bislang verfolgten Zuchtzielen wie Sanftmut, Schwarmträgheit, Wabensitz und Honigertrag gesellte sich nun auch deutlich die Vorstellung einer Biene, die durch ihr gerebtes Verhalten mit der Varroamilbe und auch anderen Krankheiten besser klar kommt.
Leider komme ich nach vielen Jahren zu dem Schluss, dass ich wohl nicht mehr den Punkt erleben werde, dass ich Ihnen eine Königin verkaufen könnte mit den Worten: "Das Volk in das sie diese Königin einweiseln brauchen Sie nicht mehr gegen die Milbe behandeln!" Diese Vorstellung ist ein schöner Traum und es ist wichtig Träume und damit Ziele zu haben.
Die Realität ist bislang leider eine andere: Immer wieder gibt es Jahre, in denen uns die Milbe arg zu schaffen macht. Wir haben sie entsprechend umbenannt: Hieß Sie früher "Varroa jacobsoni" so nennen wir sie heute "Varroa destructor" , was deutlich mehr respekteinflößend ist.  
Da wir Züchter angehalten sind einen höheren Milbendruck zu akzeptieren, sind wir von diesen Verlusten mitunter ebenfalls stark betroffen. Oft habe ich die Notbremse in Form einer rechtzeitigen Behandlung zu spät gezogen.
Wer sich hier weiter mit Hintergrundwissen, den Methoden der Selektion etc. beschäftigen will, dem empfehle ich folgende beiden Internetseiten:

www.toleranzzucht.de
Über diese Seite können Sie sich informieren über die Zuchtarbeit.

www.beebreed.eu
Hier ist die Datenbank, in die jedes Jahr die Daten von etlichen 1000 Königinnen eingepflegt und miteinander verrechnet werden. Als Züchter schätze ich diese sehr, da hier meine Königinnen mit vielen anderen verglichen werden und so eine wesentlich genauere Einschätzung des Zuchtwertes möglich ist.

Das Ergebnis für mich ist, dass ich als Züchter und Vermehrer von diesen Angeboten profitieren kann und mein Ziel Ihnen Königinnen zu verkaufen, die sanftmütige, leistungsstarke und umgängliche Völker aufbauen ist realistisch. Erkennbar vitaler oder weniger anfälliger gegenüber der Varroamilbe sind die Reinzuchtköniginnen aber nicht unbedingt.

Varroaresistenz - Verzicht auf Behandlungen
Seit über 40 Jahren träumen wir davon und wie sie bei meinen bisherigen Ausführungen erkennen können bin ich kurz davor diesen Traum aufzugeben. Zuviele Versprechungen (Primorsky- Biene, Imkern mit kleinzelligen Waben, etc.)  erwiesen sich in meinen Augen als Sternschnuppen. Nun häufen sich aber die Berichte über resistente Bienen und die Wissenschaft und Züchter haben durch genaue mikroskopische Brutuntersuchungen auch Hebel gefunden diese vereinzelt auftretende Resistenzen besser zu verstehen und auch herauszuselektieren. Das neu gegründete Varroaresistenzprojekt 2033 hat sich ein ehrgeiziges Ziel auf die Fahnen geschrieben: Bis 2033 wollen die Teilnehmer eine resistente Biene in der Fläche etablieren. Persönlich glaube ich nicht an die Erreichung dieses Zieles, ebensowenig, wie es gelingen wird im Klimaschutz die 1,5° Erwärmung einzuhalten. Dennoch sind die Maßnahmen wichtig, die zu der Erreichung der hohen Ziele führen sollen: Bei der Bienenzucht die konsequente Selektion und Vermehrung und beim Klimawandel eine möglichst konsequente Vermeidung der Verbrennung fossiler Rohstoffe. 


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